Dienstag 03 Oktober 2017, 08:40

Murray: "Es gibt keinen Ersatz für hartes Training"

  • Andy Murray, Ex-Nummer-1 der Tennis-Weltrangliste, ist ein großer Fussballfan

  • Als Teenager ging zu Barça ins Camp Nou und absolvierte ein Probetraining bei den Glasgow Rangers

  • Murray äußert sich zu den Nominierten für die The Best FIFA Football Awards

Der britische Tennisstar Andy Murray strebt schon sein ganzes Leben lang danach, der Beste zu sein. Schon als Jugendlicher zog er nach Barcelona, wo er optimale Trainingsmöglichkeiten vorfand, um sich zu verbessern. Seit dem Beginn seiner internationalen Tenniskarriere vor mehr als einem Jahrzehnt strebte Murray unermüdlich danach, die Nummer 1 der Weltrangliste zu werden, was ihm Ende 2016 erstmals gelang.

Erst kürzlich verlor er diese Position wieder an Rafael Nadal. Murray weiß also genau, was es braucht, um es nach ganz oben zu schaffen. Und wenn es dann zusätzlich auch noch um Fussball geht, ist kaum jemand ein besserer Gesprächspartner als Murray. Ein Großvater des begeisterten Fussballfans war Profifussballer und Murray selbst wurde in seiner Jugend von Profiteams zum Probetraining eingeladen.

FIFA.com sprach mit Murray über die Kandidaten für die The Best FIFA Football Awards™, seine Liebe zum Fussball und den Weg nach ganz oben.

FIFA.com: Wie nah waren Sie wirklich daran, Fussballer zu werden? Andy Murray: Nicht so nah, wie wohl die meisten Leute denken! Nach meinem ersten Probetraining bei den Glasgow Rangers wurde ich zwar eingeladen, wiederzukommen, aber es war wirklich schwierig, Tennis und Fussball gleichzeitig zu betreiben. Die beiden Sportarten stellen verschiedene körperliche Anforderungen. Letztlich musste ich mich entscheiden, bei welchem Sport ich am meisten Spaß hatte und besser war. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich dann für Tennis entschieden, weil mein Talent hier einfach größer war. Dann ging ich nach Spanien, um meine Karriere voranzutreiben. Glücklicherweise hat sich das als die richtige Entscheidung erwiesen!

Sie haben kürzlich gesagt, sie würden gern "etwas mit Fussball machen", wenn ihre Tenniskarriere vorbei ist. Hatten Sie da etwas Bestimmtes im Sinn? Nein, ich habe keine Ahnung! Ich finde Fussball einfach sehr interessant. Ich lese gern über Fussball, sehe gern Fussball und spreche gern über Fussball. Wenn ich also etwas machen will, für das ich große Leidenschaft empfinde, was aber nichts mit Tennis zu tun hat, dann könnte ich mir etwas im Fussball vorstellen. Ich bin ein großer Fan von Fussball-Managerspielen und würde mich durchaus gern als Manager oder Trainer sehen. Aber natürlich weiß ich, dass das im echten Leben eine ganz andere Herausforderung ist und ganz sicher nicht so leicht, wie sich viele das vorstellen!

Sie sind in Barcelona aufgewachsen. Waren sie in dieser Zeit oft im Camp Nou? Natürlich war es nicht leicht, so früh von zu Hause wegzugehen. Aber dass ich in einer Fussballhochburg wie Barcelona lebte, machte mir die Sache etwas leichter. Ich bin als Teenager oft mit Freunden im Stadion gewesen. Wir haben ein paar großartige Spiele gesehen. Ich erinnere mich noch ganz besonders gut an das Spiel zwischen Barcelona und AC Mailand in der Champions-League-Saison 2004/05. Ronaldinho schoss dabei eines der schönsten Tore, die ich je live erlebt habe. Noch heute sprechen die Leute davon.

Sie haben schon gesagt, dass sie Fussball-Managerspiele mögen. Wie sähe denn Ihre persönliche Weltauswahl für 2016/17 aus? Gianluigi Buffon; Dani Alves, Sergio Ramos, Giorgio Chiellini, Marcelo; N'Golo Kanté, Toni Kroos, Luka Modric; Paulo Dybala, Cristiano Ronaldo und Lionel Messi.

Und wer sollte Ihrer Meinung nach die Auszeichnung The Best – FIFA-Weltfussballer gewinnen, und warum? Es kann eigentlich nur Cristiano Ronaldo ganz oben stehen. Er hat die spanische Meisterschaft und die Champions League gewonnen und in beiden Wettbewerben unglaublich viele Tore zum Erfolg beigetragen. Ich glaube, er hat in der Champions League ab dem Viertelfinale zehn Tore gemacht. Das ist einfach unglaublich.

Und die Auszeichnung als The Best – FIFA-Welttrainer - Männer? Man kommt wohl kaum an Zinédine Zidane vorbei: Er hat mit Real Madrid die spanische Liga und die Champions League gewonnen, die Königsklasse sogar als erster Klub zwei Mal in Folge. Solche Erfolge fallen ja nicht vom Himmel. Man muss schon ein ganz besonderer Trainer sein, um seine Spieler Woche für Woche so motivieren zu können.

Und welchem Tor geben Sie im Rennen um den FIFA-Puskás-Preis ihre Stimme? Für mich als Arsenal-Fan ist es der Scherenschlag von Olivier Giroud gegen Crystal Palace. Mkhitaryan hatte eine Woche zuvor ein ganz ähnliches Tor erzielt. Aber bei Giroud waren der Winkel und auch die Geschwindigkeit des Balles vor der Annahme noch etwas beeindruckender.

Sie haben es in Ihrer Sportart nach ganz oben geschafft. Können Sie uns ein paar Einblicke geben, was es braucht, um der Beste zu werden, und welche Opfer man dafür bringen muss? Ich musste eine ganze Menge opfern, um es nach ganz oben zu schaffen. Dafür sind voller Einsatz und viel, viel harte Arbeit nötig. Entsprechend groß muss die Leidenschaft für den Sport sein. Man muss lieben, was man tut. Auch meine Eltern haben eine ganze Menge Opfer gebracht, um meinem Bruder und mir zu ermöglichen, dorthin zu kommen, wo wir heute sind. Sie haben uns durch das halbe Land kutschiert, bloß um an irgendeinem kleinen Turnier teilzunehmen und sehr viele Überstunden gemacht, um unsere Trainerstunden bezahlen zu können. Sie hätten auch "Heute nicht", oder "Nimm doch den Bus" sagen können. Aber das haben sie nicht. Dank ihnen bin ich heute in einer so fantastischen Position.

Denken Sie, dass in allen Sportarten die Mentalität und der Erfolgswillen ähnlich groß sein muss, um der Beste zu werden? Ja, auf jeden Fall. Um der Beste zu werden, muss man an unbedingt an sich selbst glauben und man muss extrem engagiert sein. Man muss immer und ununterbrochen danach streben, sich zu verbessern und darf niemals meinen, man hätte den perfekten Endzustand erreicht. Es gibt auch jetzt noch Aspekte meines Spiels, die ich verbessern will.

Wenn Sie einem Mädchen oder einem Jungen einen Rat geben sollten, um im Fussball, Tennis oder einer anderen Sportart die oder der Beste zu werden, wie würde er lauten? Glaube immer daran, dass du alles erreichen kannst, wenn du voll und ganz dahinter stehst. Gib immer 100 Prozent und arbeite so hart du kannst, nicht nur bei dem, was du liebst, sondern auch im Leben. Und denke stets daran, dass dich dein natürliches Talent nur einen Teil des Weges trägt. Es gibt keinen Ersatz für hartes Training.