Dienstag 26 September 2017, 09:04

Camargo und der Zaubervolley

  • Sein Tor aus der eigenen Hälfte wurde für den FIFA Puskás-Preis nominiert

  • Argentinischer Mittelfeldspieler noch immer begeistert von seinem Treffer

  • Hier können Sie für sein Tor abstimmen

  • "Cama, du bist für den Puskás-Preis nominiert!"

  • "Nein, das ist doch nicht möglich!"

Alejandro Camargo glaubte seinem Trainer Cornejo nicht, als dieser die Nachricht mitten im Training von CD Universidad de Concepción, einem der kleineren Klubs der ersten chilenischen Liga, über den Platz brüllte.

  • "Zeig mir das Handy!"

"Und dann habe ich es gesehen", so der argentinische Mittelfeldspieler im Gespräch mit FIFA.com. Auf dem Handydisplay des Fitnesstrainers entdeckte er, dass sein Traumtor gegen O'Higgins unter den zehn Treffern war, die für den FIFA Puskás-Preis 2017 nominiert waren.

"Ich bin zwar nicht in Tränen ausgebrochen, aber das war schon ein sehr emotionaler Augenblick. Als ich dieses Tor erzielt habe, hätte ich nie gedacht, dass ich nominiert werden würde. Meine Frau hat tatsächlich angefangen zu weinen. Für uns ist das alles etwas ganz Neues. Diese vielen Anrufe, dass man mich um Fotos bittet… Als ich erfahren habe, habe ich auf mein Handy geschaut und hatte schon zehn WhatsApp-Nachrichten. Wie mag es da Messi ergehen? Der kann sein Telefon wahrscheinlich gar nicht mehr in die Hand nehmen!"

Alejandro Camargo lacht, während er das sagt, und ist noch immer schwer beeindruckt von dem Wirbel, der in seinem Umfeld in Concepción plötzlich herrscht – einer Stadt 500 Kilometer südlich von Santiago de Chile mit etwa 200.000 Einwohnern.

"Ich bin niemand, der um Aufmerksamkeit buhlt, aber das hier genieße ich mit meiner Familie in vollen Zügen, weil es eine wirklich schöne Sache ist", meint er. Der 28-jährige defensive Mittelfeldspieler kann bereits auf eine lange Karriere zurückblicken, hat jedoch noch nie wirklich in den Schlagzeilen gestanden.

Er spielte zunächst für unterschiedliche Klubs in seiner argentinischen Heimatprovinz Mendoza und wurde mit Sarmiento de Junín 2012 Meister der Primera B, der dritten argentinischen Liga. 2013 wechselte er dann nach Chile, und seit 2015 spielt er für Universidad de Concepción.

Das Zaubertor Im Dezember 2016 kämpfte er mit dem Klub gegen den Abstieg. Im Heimspiel gegen O'Higgins musste ein Sieg her. Kurz vor Schluss machte Camargo beim Spielstand von 2:1 alles klar, und zwar mit einem beeindruckenden Volleyschuss aus etwa 60 Metern Torentfernung.

"Ich erinnere mich noch daran, als sei es heute gewesen", erklärt er, während er vor seinem geistigen Auge noch einmal sieht, wie der Ball nach einem Abschlag des gegnerischen Torwarts Miguel Pinto auf ihn zukommt.

"Er hatte genau den richtigen Effet, um ihn direkt reinzumachen. Ich habe ihn volley genommen und so gut getroffen, dass mir noch nicht einmal der Fuß wehgetan hat. Es kann wirklich wehtun, wenn man ihn nicht richtig erwischt, aber es hat perfekt geklappt. Als ich sah, dass der Ball sich hochschraubte, dachte ich, dass er an die Latte gehen würde, aber als er sich dann langsam wieder senkte, habe ich schon vermutet, dass er reingeht."

Etwas so unmöglich Erscheinendes zu versuchen, war keine reine Improvisation. "Der Trainer hatte uns gesagt, dass der Torwart immer weit vor seinem Tor steht und dass wir es aus der Ferne versuchen sollten. Ich bin normalerweise nicht der Typ für Distanzschüsse, aber als ich sah, dass er vor der Strafraumgrenze war, habe ich keine Sekunde gezögert und aufs Tor geschossen."

In seiner gesamten Karriere hat er nur vier Tore aus mittlerer oder großer Distanz erzielt. "Ich erziele normalerweise eher Kopfballtore nach Standardsituationen, aber diesmal hat mich wohl jemand mit dem Zauberstab berührt. Ich habe mir das Tor schon mehr als 20 Mal angeschaut, und es löst bei mir noch immer ein nervöses Lachen und viele Emotionen aus. Ich genieße das sehr."

Von den anderen Finalisten würde er "den Treffer von Giroud und den von Matic" auswählen. Und natürlich träumt er davon, am 23. Oktober bei der Gala zur Verleihung der The Best FIFA Football Awards™ in London dabei zu sein. "Es wäre schon beeindruckend, wenn ich dort Messi, Cristiano, Neymar und die anderen, die dabei sein werden, treffen könnte. Meine Freunde haben bereits gesagt, ich solle sie im Handgepäck mitnehmen oder sie würden mir ihren Hochzeitsanzug leihen."

Jetzt ist es an den Lesern von FIFA.com zu entscheiden, ob Alejandro Camargo unter den drei Finalisten um den FIFA Puskás-Preis sein wird.

Verwandte Dokumente