Freitag 19 Januar 2018, 09:12

"Kommunikation und Zusammenarbeit sind das Wichtigste"

  • Reaktionen nach dem fünften FIFA-Fussballgipfel 2017/2018

  • 21 Mitgliedsverbände aus drei Konföderationen

  • "Die Welt des Fussballs ist nicht einheitlich, sondern sehr unterschiedlich"

Die Bedürfnisse der FIFA-Mitgliedsverbände bildet die Basis der Arbeit des Weltfussballverbands. Auf dem fünften FIFA-Fussballgipfel 2017/2018 in Amsterdam diskutierten daher 21 Mitgliedsverbänden aus drei Konföderationen über das FIFA-Forward-Programm, die Zukunft der Jugend- und Frauenwettbewerbe sowie das Transfersystem und den Status von Spielern.

Mit welchen Herausforderungen sehen sich die Länder konfrontiert, und wie bewerten sie die Möglichkeit des regelmässigen Austauschs? FIFA.com hat einige Reaktionen.


John Krishnadath, Präsident des Surinamischen Fussballverbands: "FIFA bietet den Mitgliedsverbänden tolle Entwicklungsprojekte an. Das zeigt, dass der Weltfussballverband die Herausforderungen und Probleme in unserem Land ernst nimmt. An den Fussballgipfeln schätzen wir, dass wir nun genau darüber informiert werden, wer für welche Anliegen zuständig ist, und wie wir vorgehen müssen, um Unterstützung zu erhalten.

Uns liegt der Frauenfussball sehr am Herzen, schließlich ist 50 Prozent der Menschheit weiblich. In Suriname haben wir bis jetzt jedoch nur sechs Frauenfussballteams. Das Problem ist, dass großer Andrang bei den Grassrootsprojekten herrscht, aber mit 12 oder 13 Jahren die Mädchen mit dem Fußballspielen aufhören. Für uns ist es daher wichtig, in den Alterskategorien unter 15 Jahren unterstützend zu wirken und für diese jüngere Generation Möglichkeiten zu schaffen, damit die Mädchen sich bereits zu diesem Zeitpunkt auf einer internationalen Plattform messen können."

Alex Miescher, Generalsekretär des Schweizer Fussballverbands: "Es ist immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich die Sichtweisen innerhalb der FIFA-Familie sind. Punkte, die für einen selbst eigentlich klar sind, betrachtet man nach Rücksprache mit anderen Mitgliedsverbänden plötzlich in einem ganz neuen Licht. Das tut gut. Für die Schweiz ist vor allem der Frauen- und Jugendfussball von Belang. Man neigt oftmals dazu, den Fussball nur an den ganz großen Turnieren und Spielen festzumachen, aber Fussball ist viel mehr. Es ist daher wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen. Es muss maßgeschneiderte Lösungen geben."

Yazeen Buhari, Geschäftsführender Generalsekretär des Singapurischen Fussballverbands: "Bei allen Unterschieden, die es zwischen den Mitgliedsverbänden gibt, sind wir alle aus dem gleichen Grund hier: für die Entwicklung des Fussballs. Auf den FIFA-Fussballgipfeln können wir im Verbund agieren. In Singapur haben wir große Anstrengungen unternommen, um die Entwicklung des Frauenfussballs voranzutreiben und das FIFA-Forward-Programm umzusetzen. Die Hilfe, die wir bei der strategischen Planung von der FIFA erhalten haben, war sehr wertvoll. Es liegt noch viel Arbeit vor uns, aber am Ende werden wir davon profitieren.“


Rainer Koch, Vizepräsident des Deutschen Fussball-Bunds "Die Welt des Fussballs ist nicht einheitlich, sondern sehr unterschiedlich. Die Interessen müssen daher auch miteinander abgewogen werden, um zum besten Gesamtergebnis für den Fussball zu kommen. Bei den FIFA-Fussballgipfeln unterscheidet sich die Rolle Deutschlands nicht von der anderer Nationen. Natürlich steht Deutschland für eine der größten Mitgliedsverbände der FIFA und gehört sportlich zu den führenden Nationen der Welt, aber dies rechtfertigt nicht, dass der Fussball genauso strukturiert sein muss, wie wir uns das vorstellen. Ich bin gerne hier um aufzunehmen, wie die Sichtweise in anderen Ländern und anderen Konföderationen ist, und gleichzeitig bringe ich gerne auch unsere Sichtweise zu Punkten ein. Das zeigt sich deutlich an der Frage, ob die Anzahl der teilnehmenden Länder an Turnieren ausgedehnt werden soll. Was spricht dafür? Kleinere Länder haben eine größere Chance teilzunehmen. Was spricht dagegen? Je mehr Teilnehmer dabei sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch Qualitätsverluste in Kauf genommen werden müssen. Ein Land wie Deutschland weist daraufhin, dass ein Turnier den sportlichen Wert nicht verlieren darf."

Rignaal Francisca, Präsident des Fussballverbands von Curaçao: "Die Entscheidungen, die die Zukunft des Fussballs betreffen, werden nun von der Basis getroffen und auch mitgetragen. Das ist sehr wichtig. Uns in Curaçao beschäftigt vor allem das Thema Spielerstatus. Wir gehören zum Königreich Niederlande, daher können unsere Spieler entscheiden, ob sie für die Niederlande oder Curaçao spielen wollen. Wenn sie jedoch eine Minute für die Niederlande auf dem Platz standen, gibt es kein Zurück mehr, das sagen die Regularien. Das betrifft viele unserer Spieler und bestraft sie. Daher sehen wir gerade in diesem Bereich Diskussionsbedarf."

Norman Darmanin Demajo, Präsident des Maltesischen Fussballverbands: "Kommunikation und Zusammenarbeit sind das Wichtigste. Wir als europäisches Land erhalten nicht oft die Chance, uns ausführlich mit Verbänden ausserhalb Europas auszutauschen. Es zeigt sich nämlich, dass die Herausforderungen gar nicht so unähnlich sind. Da wir ein kleinerer Mitgliedsverband sind, sind die sportlichen Erwartungen an uns nicht so hoch. Ich glaube, diese Tatsache macht unsere Arbeit in manchen Bereichen einfacher. Unser Fokus richtet sich auf die Verbesserung der Infrastruktur beziehungsweise darauf, die Finanzierung aller notwendigen Einrichtungen sicherzustellen. Daher ist das FIFA-Forward-Programm essentiell für uns, denn dadurch erhalten wir einen Überblick darüber, wie viel Geld wir für die Infrastruktur, die Organisation von Wettbewerben und den Frauenfussball zur Verfügung haben."