Donnerstag 09 März 2017, 08:44

Station Soccer vereint Atlanta

Es herrscht derzeit große Begeisterung rund um Atlanta United, einen von zwei neuen Klubs in der nordamerikanischen Profiliga Major League Soccer (MLS). Gleichzeitig mit Atlanta Uniteds ersten Schritten in der Welt des Profisports spielt sich jedoch auch auf Grassroots-Ebene eine Entwicklung ab, die die Stadt näher zusammen rücken lässt.

Station Soccer ist das erste Fussballfeld der Welt, das in einem Bahnhof gebaut wurde. Das im Oktober 2016 eingeweihte Projekt gehört zu Soccer in the Streets und wird von der Stiftung Atlanta United Foundation, MARTA (dem wichtigsten öffentlichen Nahverkehrsunternehmen der Stadt), GreenFields und Musco Lighting unterstützt.

Erdacht wurde Station Soccer von Sanjay Patel, Verwaltungsratsmitglied der Organisation. Doch Station Soccer ist weit mehr als nur ein Fussballfeld in der MARTA-Station Five Points im Zentrum Atlantas.

"Es geht um Integration im Nachwuchs- und Erwachsenenbereich", so Patel im Gespräch mit FIFA.com. "Hier können wir mit dem Fussball eine enorme gesellschaftliche Wirkung erzielen. Das Projekt eröffnet auch Erwachsenen eine Möglichkeit, hier zu spielen. Normalerweise muss man bei einem Unternehmen bezahlen, um spielen zu können. Hier aber geht es um den gesellschaftlichen Effekt. Die Jugendlichen können hier umsonst spielen, wie überall sonst auf der Welt. Und man kann hier gleich das Nahverkehrssystem nutzen, um herzukommen oder um auswärts gegen andere Mannschaften zu spielen."

Soziale Effekte Alle Aktivitäten von Soccer in the Streets drehen sich um die zentrale Überzeugung, dass der Fussball in der Lage ist, Menschen Veränderungen auf gesellschaftlicher Ebene zu ermöglichen und den Gemeinschaftsgedanken in ihr Leben zu tragen. Da wäre beispielsweise das von der FIFA über das Programm Football for Hope geförderte Projekt Life Works, mit dem Soccer in the Streets unterprivilegierten Jugendlichen hilft, damit sie sich selbst über Wasser halten können und Kompetenzen erwerben, die sie letztlich in ein Arbeitsverhältnis bringen können. Über das ganzjährige Fussballprogramm und zusätzliche Schulungsmaßnahmen abseits des Spielfeldes trägt Life Works dazu bei, eine neue Generation von Führungsfiguren zu schaffen.

"Wir haben diese Anlage mit einem fussballzentrierten Ansatz gebaut. Als Grünanlage mitten in der Innenstadt hat sie enorme gesellschaftliche Auswirkungen auf die Nachbarschaft entwickelt", so Phil Hill, Executive Director von Soccer in the Streets.

Patel und Hill wurden auch schon von Interessenten angesprochen, die nichts mit dem Fussball zu tun haben, beispielsweise von Musikgruppen, Filmprojekten sowie Gesundheits- und Fitnessanbietern. Die Station Five Points liegt im Zentrum von Atlanta und wird unter anderem intensiv von Familien genutzt, die vorwiegend im Downtown-Bereich und in den westlichen Bezirken leben.

"Der Fokus verschiebt sich auf Stationen mit Grünanlagen. Das müssen nicht unbedingt immer Fussballplätze sein", so Hill. "Die Anlage dient als Drehscheibe zu der die Jugendlichen für Spiele, Turniere und Trainingseinheiten kommen. Es ist mittelfristig geplant, dieses Konzept auf neun weitere Stationen auszudehnen."

Bevölkerungsgruppen zusammenbringen Für Hill und Patel geht es bei der Vision von Five Points und insgesamt bis zu zehn MARTA-Stationen darum, den Menschen einen leichteren Zugang zum Fussball und bessere Möglichkeiten zu verschaffen. Zudem können auf diese Weise auch verschiedene Bevölkerungsgruppen zusammengebracht werden.

"Es könnte beispielsweise eine lateinamerikanische Mannschaft hierher kommen und gegen eine afro-amerikanische Mannschaft spielen, oder auch eine Flüchtlingsmannschaft, die aus Clarkston auf der East Side herkommt", so Hill. "Fussball und das wahre Leben werden auf diese Weise verknüpft. Das Projekt hat schon jetzt eine echte Eigendynamik entwickelt, obwohl wir erst eine einzige Station haben."

Die gesellschaftlichen Auswirkungen der Station Soccer sind schon seit dem Tag der Eröffnung deutlich. "Wann immer man hierher kommt, geschieht wieder etwas anderes", so Patel. "Am Eröffnungstag kam ich abends noch mal wieder. Ein Mädchen kam ganz aufgeregt zum Tor gelaufen. Sie trug ein Atlanta-United-Trikot und rief immer wieder jemand hinter ihr etwas zu. Es war ihre Mutter. Das Mädchen sagte immer wieder: 'Hier war es! Genau hier!'

Sie war tagsüber hier gewesen. Ich ging rüber zum Tor und sprach mit ihr und der Mutter. Die Mutter erzählte mir, dass ihre Tochter nach dem Tag bei uns nach Hause gekommen sei und gar nicht mehr aufhörte, davon zu schwärmen, dass sie unbedingt Profifussballerin werden will. "Sie hat mich hierher gebracht, um mir zu zeigen, wo sie den besten Tag ihres Lebens verbracht hatte!"

Dieser Artikel gehört zu einer Reihe, in der FIFA.com fortlaufend über Nichtregierungsorganisationen berichtet, die im Rahmen von Football for Hope aktiv sind, der globalen FIFA-Initiative zur Verbesserung der Lebensumstände junger Menschen durch Fussball.