Benchmarking-Bericht zum Frauenfussball

Spielerinnen

Übersicht

Erfreulicherweise beschäftigen rund drei Viertel der Klubs mehrheitlich Profispielerinnen. Diese Spielerinnen verfügen folglich über einen schriftlichen Arbeitsvertrag mit einem Klub und werden für ihre Fussballtätigkeit über die effektiv anfallenden Kosten hinaus bezahlt. Klubs investieren in ihre Frauenteams. Mit der zunehmenden Professionalisierung und den immer höheren sportlichen Anforderungen wird auch das Wohlergehen der Spielerinnen immer wichtiger.

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der Klubs unterstützen ihre Spielerinnen in irgendeiner Form dabei, eine duale Karriere einzuschlagen oder fortzusetzen.

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der Klubs gaben an, dass der Fussball für mindestens 50 % der Spielerinnen die Haupteinnahmequelle ist.

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Auf Ligaebene

hatten hauptsächlich Profispielerinnen (mindestens 50 %), die in der Liga spielten.

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Auf Klubebene

hatten nur Profispielerinnen, während 11 % lediglich Amateurspielerinnen beschäftigten. Die allermeisten Klubs hatten folglich mindestens eine Profispielerin in ihrem ersten Team.

Die mittlere Vertragsdauer der Spielerinnen lag zwischen einem und eineinhalb Jahren, wobei 34 % der Verträge weniger als zwölf Monate liefen. Das Durchschnittsgehalt pro Spielerin über alle Klubs hinweg stieg im Vergleich zum Vorjahr von USD 14 000 auf USD 16 825.

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der Ligen haben eine Spielervereinigung oder -gewerkschaft.

Professionalisierung

Wenn immer mehr Spielerinnen ihren Lebensunterhalt mit dem Fussball bestreiten können, können sie sich besser auf den Sport konzentrieren. Wenn sich Spielerinnen voll auf den Fussball konzentrieren, müssen sie aber ein bestimmtes Mass an Sicherheit haben und bei ihrer Karriereplanung unterstützt werden, damit sie nach ihrer aktiven Karriere nicht auf sich selbst gestellt sind.

Grad der Professionalisierung von Klubs (%)
reine Profiklubs28 %
grösstenteils Profiklubs (mind. 50 % Profispielerinnen)34 %
grösstenteils Amateurklubs (weniger als 50 % Profispielerinnen)14 %
reine Amateurklubs24 %
Durchschnittliche Trainingsverpflichtungen nach Professionalisierungsgrad der Spielerinnen
Ist der Fussball die Haupteinnahmequelle der Spielerinnen?JaNein
Schnitt der Trainingsstunden pro Woche14.912.9
Auf dem Spielfeld10.3 9.2
Im Fitnesszentrum4.63.7

Verträge

In einem Tarifvertrag legen die Arbeitnehmer und die Spielervereinigung/gewerkschaft die Arbeitsbedingungen, die Gehälter und die Arbeitszeiten fest. 32 % der Ligen hatten 2021/22 einen Tarifvertrag. Von diesen Ligen sahen mehr einen Mindestgehalt vor (82 %) als bei solchen ohne (39 %). Mehr als die Hälfte der Ligen (53 %) hatte Bestimmungen bezüglich Mindestgehalt:

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der Ligen hatten Gehaltsbeschränkungen.

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der Ligen schrieben eine Mindestzahl einheimischer Spielerinnen vor.

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beschränkten die Zahl ausländischer Spielerinnen.

Wohlergehen von Spielerinnen

Angesichts der zunehmenden Professionalisierung des Frauenfussballs und der steigenden Anforderungen in den Ligen und Wettbewerben müssen die Klubs und Ligen noch mehr auf das Wohlergehen ihrer Spielerinnen achten. Sie müssen dazu physische und psychologische Unterstützung bieten, etwa durch klubeigene Physiotherapeuten, Psychologen und auf mentale Gesundheit spezialisierte Ärzte.

Unterstützung von Klubs für die duale Karriere von Spielerinnen (%)

Fallstudie

Im Rahmen ihrer globalen Frauenfussballstrategie fördert die FIFA mithilfe von Initiativen und Projekten die Professionalisierung des Frauenfussballs auf und neben dem Platz. Wichtige Schritte hin zu hochklassigen Klubs, Ligen und Nationalteams sind das Wohlergeben und der Schutz der Spielerinnen.

Hintergrund

Die FIFA und die FIFPRO realisierten gemeinsam ein globales Forschungsprojekt zur Mehrfachbeschäftigung im Frauenfussball. Die Initiative beleuchtete einen Teil der Arbeit zur Entwicklung und Professionalisierung des Frauenfussballs. Sie bot den Interessengruppen des Frauenfussballs neue Einblicke und lieferte weltweit die Grundlage dafür, Unterstützungsangebote für Spielerinnen zu konzipieren oder zu verbessern. In einem ersten Schritt wurde eine anonyme Onlineumfrage unter mehr als 700 Fussballerinnen aus zwölf Ländern (Australien, Republik Korea, Botsuana, Nigeria, Mexiko, USA, Brasilien, Chile, Fidschi, Aotearoa Neuseeland, England und Schweden) durchgeführt. Im Zentrum der Umfrage und der Befragungen standen die beruflichen Anforderungen an die Spielerinnen (z. B. Betreuungspflichten, Zusatzbeschäftigungen), die vorhandenen Ressourcen (z. B. Zeit, Einnahmen) sowie die damit verbundenen Folgen (z. B. Wohlbefinden, Burnout und Stress).

Allgemeine Erkenntnisse

Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick: - Bei einem Durchschnittsalter von 26 Jahren hatte mehr als ein Viertel der Teilnehmerinnen (26,6 %) eine Nebenbeschäftigung, während 35,6 % eine offizielle Ausbildung oder ein Studium absolvierten. Die Bandbreite bei der Mehrfachbeschäftigung war enorm und reichte von 5,3 % (Brasilien) bis zu 77,8 % (Australien). - 71,5 % der befragten Spielerinnen gaben an, in einem professionellen Umfeld zu spielen und kraft eines Arbeitsvertrags entlohnt zu werden. 52,1 % der Teilnehmerinnen gaben mehr für den Fussball aus, als sie damit verdienten. - Für 77,4 % kam der Fussball an erster Stelle vor allen anderen Verpflichtungen wie Arbeit, Studium oder Familie. 20 % gaben an, Betreuungspflichten zu haben. - 60 % der Teilnehmerinnen hatten eine befristete Nebenbeschäftigung, die sich auf die für den Fussball zur Verfügung stehende Zeit auswirkte, einschliesslich Ruhephasen sowie mentaler und physischer Erholung. - 20 % der Spielerinnen hatten neben dem Fussball eine Vollzeitbeschäftigung, und 23 % nahmen unbezahlten Urlaub, um ihre Fussballverpflichtungen zu erfüllen. 49,2 % der Spielerinnen mit einer Nebenbeschäftigung verdienten damit weniger als USD 4999 pro Jahr. Für sie war dies folglich nur ein Zusatzverdienst.

Empfehlungen

Die Forscher zogen vier übergeordnete Schlüsse zur Mehrfachbeschäftigung im Frauenfussball, die sich wie folgt zusammenfassen lassen: - Spielerinnen müssen ganzheitlich betrachtet werden. Zu berücksichtigen sind dabei alle miteinander konkurrierenden Belastungen aus der Mehrfachbeschäftigung (Fussball und sonstige Beschäftigungen) sowie die vorhandenen finanziellen und sonstigen Ressourcen, die den Spielerinnen effektiv dabei helfen, ihre Karriere und Verpflichtungen auf und neben dem Platz unter einen Hut zu bringen. - Es braucht ein Bewusstsein für die Arbeitslast von Spielerinnen mit Mehrfachbeschäftigung sowie sonstigen fussballbezogenen und anderen Belastungen. Zudem sind Möglichkeiten zu prüfen, wie diese angepasst werden kann. Zusätzliche Bedürfnisse bedeuten nicht zwingend weniger Wohlbefinden oder mehr Stress, da einige effektiv eine Entlastung für die Spielerinnen bedeuten. - Viele Spielerinnen müssen derzeit effektiv verschiedenen Beschäftigungen nachgehen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, oder haben Betreuungspflichten. Unterstützungsangebote für Spielerinnen sind im Sinne aller Interessengruppen, da sie mehr Talenten den Weg zum Fussball ebnen und ihnen letztlich die Möglichkeit bieten, sich auf eine langfristige Fussballkarriere zu konzentrieren. - Die zunehmende Professionalisierung des Frauenfussball wirkt sich auf die sportliche und die sonstige Karriere der heutigen Spielerinnen aus, je nachdem wo ihre berufliche Prioritäten liegen und in welchem Mass sie einer Mehrfachbeschäftigung nachgehen.