Benchmarking-Bericht zum Frauenfussball

Finanzielles Umfeld

Geschäftseinnahmen bleiben der wichtigste Motor für das Ertragswachstum von Frauenfussballklubs und ligen. Da die Ausgaben die Einnahmen noch immer übertreffen, sind weitere Investitionen nötig, damit der Frauenfussball selbsttragend und schliesslich profitabel wird.

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der Klubs verzeichneten einen Gewinn. Nur eine Liga wirtschaftete gewinnbringend, während die meisten Verluste verbuchten.

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der Klubs verzeichneten einen Verlust, der Rest ein ausgeglichenes Ergebnis. Obschon der Frauenfussball in den letzten Jahren ein erhebliches Wachstum erzielt hat, bedarf es weiterer Investitionen.

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Ligen, die tiefere Einnahmen (<USD 1 Million), aber auch höhere Ausgaben (>USD 1 Million) verzeichneten, bezogen häufiger finanzielle Unterstützung (85 %) als Ligen, die höhere Einnahmen und Ausgaben hatten (67 %).

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Verbandsbeiträge machten 2021/22 den grössten Anteil bei den Zuschüssen an die Ligen aus (42 %).

BETRIEBSERTRAG: KLUBS

Der Betriebsertrag pro Klub lag 2021/22 im Schnitt bei USD 785 000 (für die 259 Klubs, die Angaben dazu machten). Dies ist deutlich mehr als zum Zeitpunkt der letzten Ausgabe des Berichts, als es USD 337 000 waren (gemäss Daten von 157 Klubs).

Geschäftseinnahmen

Die Geschäftseinnahmen machen wiederum den grössten Anteil am Betriebsertrag der Klubs aus. Das Prestige von Sponsoren innerhalb des Frauenfussballs steigt, was sich daran zeigt, dass immer mehr Topmarken einsteigen und beträchtliche Summen zahlen.

Spieltagseinnahmen

Die Spieltagseinnahmen sind der zweitwichtigste Block beim Betriebsertrag. Sie steigen von Jahr zu Jahr stark an, da die Fans nach den von der COVID-19-Pandemie betroffenen Spielzeiten allmählich wieder in die Stadien strömten. Die Klubs konnten so trotz der relativ tiefen Ticketpreise (im Schnitt USD 6 in der Saison 2021/22) bedeutende Einnahmen erzielen.

Einnahmen aus Übertragungsrechten

Erstmals in der Geschichte dieses Berichts hat der Schnitt der von den Klubs erzielten Einnahmen aus Übertragungsrechten die Marke von USD 100 000 übertroffen, was zeigt, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht. Sendeanstalten sind folglich zunehmend bereit, mehr für das Produkt zu zahlen, nachdem der Frauenfussbabll immer mehr Menschen in seinen Bann zieht.

Preisgeld

Das Preisgeld ist ein weiterer Indikator für die finanzielle Solidität des Frauenfussballs. Es ist Beleg dafür, dass Ligaorganisatoren erwirtschaftetes Geld nicht mehr ausschliesslich in den eigenen Betrieb stecken müssen, sondern einen Teil auch an die Klubs ausschütten können. Das Preisgeld ist damit eine wichtige Einnahmequelle und Grundlage für die finanzielle Stabilität von Klubs sowie die Wettbewerbsfähigkeit einer Liga. Zudem fördert es Investitionen in die Infrastruktur und zieht Talente an.

BETRIEBSERTRAG: LIGEN

Der durchschnittlich Betriebsertrag pro Liga dieser 14 Ligen ist von USD 2,2 Millionen auf USD 5,6 Millionen gestiegen. Erheblich dafür verantwortlich ist das Wachstum der US-Liga beim sonstigen Ertrag, begünstigt durch Beiträge aus der Erweiterung der Liga von zehn auf zwölf Teams sowie Überweisungsgebühren.

Sonstiger Ertrag

Gemäss den Angaben von insgesamt 28 Ligen betrug der Betriebsertrag pro Liga 2021/22 im Schnitt USD 4 Millionen. Ligen, die einen Betriebsertrag von über USD 1 Million erzielten, verzeichneten einen höheren Anteil beim sonstigen Ertrag (41 %) als einkommensschwächere Ligen (4 %).

Handeleinnahmen

Der Anteil des Betriebsertrags aus Handelseinnahmen entspricht ungefähr der Zahl der Frauenfussballsponsoren. Ligen, die einen Betriebsertrag von über USD 1 Million erzielten, weisen in der Regel fünf Sponsoren auf, während Ligen mit einem Betriebsertrag von weniger als USD 1 Million im Schnitt nur deren drei haben, was die Bedeutung eines breiten Sponsoringportfolios unterstreicht.

Einnahmen aus Übertragungsrechten

67 % der Ligen, die über Einnahmen aus Übertragungsrechten verfügen und einen Gesamtertrag von mehr als USD 1 Million erzielten, hatten für die Rechte an der Frauenliga gesonderte Verträge ausgehandelt. Bei den Ligen mit einem Gesamtertrag von unter USD 1 Million hatten nur 27 % solche Verträge, während 40 % Verträge zusammen mit anderen Wettbewerben ausgehandelt hatten (z. B. einer angeschlossenen Männerliga). Die restlichen Ligen erwirtschafteten keinerlei Einnahmen aus dem Verkauf von Übertragungsrechten.

Spieltagseinnahmen

Bei der Analyse der Einnahmemuster von Ligen unterschiedlicher Grösse war auffällig, dass bei Ligen mit einem Betriebsertrag von über USD 1 Million rund 1 % der Einnahmen aus dem Spieltagsgeschäft kamen.

Betriebskosten

Klubs

Die durchschnittlichen Betriebskosten eines Frauenfussballklubs sind um 60 % gestiegen (von USD 0,8 Millionen auf USD 1,3 Millionen für die Klubs, die an jeder Ausgabe dieses Berichts mitwirkten).

Ligen

Bei den 18 analysierten Ligen stiegen die durchschnittlichen Betriebskosten 2021/22 im Vergleich zum Vorjahr um 19 % auf USD 3,886 Millionen.

Zuschüsse

Der Anteil der Klubs und Ligen, die in irgendeiner Form Zuschüsse erhalten, ist gestiegen. Bei den Ligen war eine markante Verlagerung der Art der erhaltenen Zuschüsse festzustellen. So stieg der Anteil staatlicher Zuschüsse 2021/22 auf 17 %. Bei den Klubs waren ein Rückgang der Direktbeiträge von Eignern sowie ein Anstieg der Zuschüsse von der Männerabteilung zu beobachten. Die Klubs erhalten weiterhin Zuschüsse aus verschiedenen Quellen.

Quelle von Zuschüssen: Ligen (%)
Quelle von Zuschüssen: Klubs (%)

Fallstudie

In der dynamischen Frauenfussballlandschaft ist die Azerion Women’s Eredivisie in den Niederlanden ein beeindruckendes Beispiel für erfolgreiche Vermarktungsstrategien (Juni 2023).

Ligavermarktung

Die Strategie der Liga besticht durch das ausgeprägte Bewusstsein für die herausragenden Erfolge des niederländischen Nationalteams bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2019™. Die Fallstudie beleuchtet die Entwicklung der Liga und unterstreicht die Bedeutung dieser einzigartigen Strategie bei der Förderung von Wachstum und Beteiligung.

Erfolg des Nationalteams

Dank dem bemerkenswerten Finaleinzug des niederländischen Nationalteams bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2019™ verfolgten sage und schreibe fünf Millionen TV-Zuschauer das Finale, während der niederländische Fussballverband (KNVB) 40 % mehr Social-Media-Follower verzeichnete.

Nationale Präsenz

Für eine breite Medienberichterstattung über die Liga schloss der KNVB Verträge mit den etablierten Sendeanstalten NOS und ESPN ab. ESPN übertrug an jedem Tag ein Spiel live, während NOS im Verlauf der Saison mehrere Partien live auf seinen Plattformen zeigte, einschliesslich Zusammenfassungen.

Titelsponsor

Die Liga bot als exklusives Paket auch ein Titelsponsoring an. Leistungen für Titelsponsoren: - leere Leinwand, auf der sie ihre Marke auf kreative Art mit der Vision und den Werten verbinden konnten - Anbindung an den populärsten Mädchen und Frauensport im Land - garantierte Medienpräsenz dank Partnerschaften mit ESPN und NOS - einzigartiger Zugang zu Aktivierungsmöglichkeiten auf Klubebene - spezieller Zugang zu niederländischem Nationalteam mit folgenden Leistungen: 1) Recht zur Zusammenarbeit mit Spielerinnen bei Werbeaktionen, 2) signierte Trikots für Geschenke und sonstige Werbeaktionen, 3) Tickets für Heimspiele des niederländischen Nationalteams

Partner für den Ligastart

Vor der Verpflichtung eines Titelsponsors für die Liga suchte der KNVB auch nach einem starken Partner für den Ligastart. ING engagierte sich 2020 als Partner für den Ligastart und betonte dabei die gemeinsame Entschlossenheit, die Liga auf die nächste Stufe zu hieven.