Nadine Kessler ist eine Frau mit vielen Talenten. Als Vereinsspielerin gewann sie zahlreiche Titel, triumphierte mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bei der EM 2013, wurde Europas Fussballerin des Jahres und FIFA-Weltfussballerin. Im Anschluss an ihre aktive Karriere war sie zunächst als Botschafterin und Beraterin bei der UEFA tätig, ehe sie zur Bereichsleiterin Frauenfussball ernannt wurde.

In dieser Funktion nahm die 35-Jährige an der zweiten FIFA-Frauenfussballtagung in Sydney teil. Gemeinsam mit Dr. Johanna Wood, FIFA-Ratsmitglied und Präsidentin des Fussballverbands von Neuseeland, James Johnson, Geschäftsführer von Football Australia, und Monique André, Mitglied des Normalisierungskomitees des haitianischen Fussballverbands, sprach Kessler in einer Podiumsdiskussion darüber, welchen Einfluss die Turniere auf die Entwicklung des Frauenfussballs haben.

Auf die Tatsache, dass gleich drei europäische Mannschaften unter den Top vier bei der kürzlich zu Ende gegangenen FIFA Frauen Weltmeisterschaft 2023™ zu finden waren, kann Kessler Stolz sein.

"Ich denke, wir haben in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Ich spreche nicht von der UEFA, ich spreche nicht von Vereinen oder Verbänden. Ich spreche von uns als Ganzem", erzählt sie im Gespräch mit FIFA.com.

"Es ist wirklich schön, dass sich diese harte Arbeit auszahlt. Wir müssen ehrlich anerkennen, dass die ganze Welt Fortschritte gemacht hat, und vielleicht haben wir sogar ein bisschen Glück, in dieser Position zu sein. Nichtsdestotrotz gibt es eine große Bewegung in Europa, und schließlich haben wir einen Wettbewerb zwischen vielen Ländern geschaffen, und ich denke, das ist es, was diese Bewegung am Laufen hält."

Kessler spricht damit an, dass es die vermeintlich "kleinen Teams" nicht mehr gibt und sich die Investitionen und Fortschritte der letzten Jahre nun auszahlen. Doch was kann getan werden, um diese Kluft weiter zu verringern? Wie können die Länder unterstützt werden, in denen der Frauenfussball noch nicht so weit entwickelt ist?

"Wir haben viel getan, was die gesamte Wettbewerbslandschaft in Europa betrifft. Wir haben wirklich versucht, jedem eine Chance zu geben, vor allem den Ländern, die bisher vielleicht nicht die besten Spielmöglichkeiten hatten", erklärt Kessler. "Wir werden jetzt mit unserem neuen Nations-League-System beginnen. Wir haben unsere Vereinswettbewerbe geändert und auf den Kopf gestellt, um mehr Spiele zu ermöglichen. Das Gleiche ist auf der Jugend-Ebene passiert. Natürlich gibt es auch eine spezielle Unterstützung durch Entwicklungsprojekte in diesen Ländern. Das ist keine Überraschung, sondern das Ergebnis harter Arbeit, und ich denke, sie haben bei dieser Weltmeisterschaft hervorragende Arbeit geleistet."

Zum Abschluss hat die ehemalige Weltfussballerin noch einen Rat für alle Spielerinnen parat, die sich bereits Gedanken über ihre Karriere nach dem aktiven Fussball machen.

„Es ist toll, dass wir jetzt weibliche Spielerinnen sehen, die verschiedene Rollen erkunden. Aber ich würde sie wirklich gerne in der Verwaltung sehen, um Organisationen wie unsere, die FIFA oder Vereine von innen heraus voranzutreiben, um Dinge zu verändern und den Frauenfussball von innen heraus zu fördern“, so Kessler.

„Es ist sehr wichtig, dass die Spielerinnen nicht nur TV-Expertinnen oder Trainerinnen werden. Aber wenn es um die Vertretung in Gremien oder um Frauen im Fussball im Allgemeinen geht, dann müssen wir auch in diesen Bereichen Fortschritte machen. Denn sonst wird es diese Vorbilder nicht geben. Ich würde mich freuen, wenn mehr Spielerinnen in diese Rollen schlüpfen würden und vielleicht auch mal den langweiligen Anzug tragen.“

Der FIFA-Frauenfussballtagung fand vom 18. bis 19. August in Sydney statt. Alle Vorträge und Podiumsdiskussionen finden Sie jetzt hier.