Mittwoch 26 Oktober 2016, 02:23

Sundowns im Land der aufgehenden Sonne dabei

In den Jahren unmittelbar nach Südafrikas Wiederaufnahme in die FIFA hatten die Fussballklubs des Landes erheblichen Erfolg. So gewannen die Orlando Pirates 1995 den afrikanischen Pokal der Landesmeister und ein Jahr später wurde die Bafana Bafana durch ein 2:0 im Finale gegen Tunesien Afrikameister in Soccer City.

Seitdem jedoch sucht man Triumphe im Fussball an der Südspitze des Kontinents vergeblich. Das Land war Gastgeber einer überaus erfolgreichen FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ im Jahr 2010, doch die Fans sehnten sich nach Erfolgen ihrer Klubs.

Seit dem Wochenende hat dieses Warten ein Ende. Premier-League-Meister Mamelodi Sundowns holte den Titel in der kontinentalen Königsklasse zum zweiten Mal nach Südafrika. In den beiden Endspielen konnte der erfahrene ägyptische Renommierklub Zamelek in der Addition mit 3:1 geschlagen werden.

Nach Toren von Anthony Laffor und Tebogo Langerman sowie einem Eigentor von Islam Gamal hatten die 'Brasilianer', wie die Sundowns von ihren Fans genannt werden, schon nach dem Hinspiel einen komfortablen Vorsprung. Gegner Zamalek konnte sein Rückspiel in Kairo zwar mit 1:0 gewinnen, das Ergebnis insgesamt aber nicht mehr drehen.

Der erste südafrikanische Vertreter bei einer Klub-WM Für die Spieler der Sundowns lohnt sich der Erfolg nicht nur finanziell. Klubbesitzer und Bergbau-Magnat Patrice Motsepe hat bereits angekündigt, dass das Preisgeld von 1,5 Millionen US-Dollar komplett an die kickende Belegschaft ausgeschüttet wird. Der sportliche Lohn hingegen ist fast noch wichtiger: Die Teilnahme an der FIFA Klub-Weltmeisterschaft Japan 2016 gegen Jahresende, mit der die Mannschaft ins Rampenlicht rückt.

Da der einzige weitere Erfolg in diesem Wettbewerb aus dem Jahr 1995 datiert – fünf Jahre vor Einführung der Klub-Weltmeisterschaft – sind die Sundowns der erste südafrikanische Vertreter bei diesem Stelldichein der Weltbesten.

Südafrikaner aus allen Gesellschaftsschichten feierten den Sieg der Sundowns. Präsident Jacob Zuma gehörte zu den Ersten, die der Mannschaft gratulierten. "Das ist wahrlich ein glorreicher Augenblick in Südafrika und wir gratulieren Spielern, Trainern und Vereinsführung der Mamelodi Sundowns dazu, uns in diesem historisch schwierigen Landesmeister-Wettbewerb so gut vertreten und den Titel erneut nach Südafrika geholt zu haben", so der Staatschef.

"Wir sind sehr stolz auf die bemerkenswerte Leistung der Sundowns und überzeugt, dass ihr toller Auftritt dem südafrikanischen Fussball international zu neuem Ansehen verhelfen wird."

Wie schon 1996, als der Gewinn des CAF Afrikanischen Nationenpokals nicht nur von Fussballfans bejubelt wurde, erhielten auch die Sundowns Lob aus vielen anderen Sportarten.

"Samstagabend waren wir gerade auf der Rückreise aus Kimberley, daher habe ich das Spiel nicht sehen können – und es war nervenaufreibend, es die ganze Zeit auf Twitter verfolgen zu müssen. Ich freue mich sehr für alle im Klub, für Pitso (Mosimane) und seinen Trainerstab. Ganz, ganz herzlichen Glückwunsch. Der Sieg der Pirates ist lange her. Es wurde mal wieder Zeit, dass diese Trophäe nach Südafrika geht", meinte etwa Geoff Toyana, der Trainer des Cricket-Teams Highveld Lions.

Herausforderung Japan 2016 Danny Jordaan, der Präsident des südafrikanischen Fussballverbands, ist derweil überzeugt, dass die 'Brasilianer' den Kontinent in Japan würdig vertreten werden. "Dieser Sieg tut dem südafrikanischen Fussball ausgesprochen gut und wird auch der Nationalmannschaft einen Schub geben", glaubt er. "Südafrika hat wieder einmal den Gipfel des afrikanischen Fussballs erreicht. Gut gemacht. Ich wünsche den Sundowns alles Gute für die anstehenden Aufgaben und bin zuversichtlich, dass sie der Herausforderung gewachsen sind."

Trainer Mosimane sieht der Herausforderung tatsächlich freudig entgegen. Schon nach dem Finale versprach er, die Spielweise seiner Mannschaft nur unter einer Voraussetzung zu verändern: "Wir parken nie den Mannschaftsbus auf der Torlinie. Wir sind zu ES Setif (nach Algerien) gefahren und haben den Bus nicht vor dem Tor geparkt, warum sollten wir es also jetzt tun? Wir parken den Bus nicht vor dem Tor, wir spielen nach vorn!", so Mosimane wörtlich. "Wenn wir weiterkommen und auf Real Madrid treffen, denn das ist unser Traum, vielleicht igeln wir uns dann hinten ein, aber nicht jetzt."

Den Sundowns wurde zunächst der Gewinner des Viertelfinales zwischen dem japanischen Vertreter und Auckland City zugelost. Danach käme es zum Duell mit Atletico Nacional. Ein Aufeinandertreffen mit Wunschgegner Real Madrid wäre frühestens im Endspiel möglich.

Wie wichtig der Erfolg im Fussball für ganz Südafrika ist, betont derweil Fachmann Christopher Bongo. Der ehemalige kongolesische Nationalspieler lebt und arbeitet heute in Südafrika, wo er Fussballspiele kommentiert und analysiert. Seiner Meinung nach ist der Erfolg wichtig für Südafrikas Selbstsicht.

"Seit 2013 ging es im Prinzip ständig bergauf", erklärt er. "Nur 2015 erreichte mal kein südafrikanischer Verein die Gruppenphase der beiden kontinentalen Wettbewerbe Champions League und CAF Confederation Cup. Die Orlando Pirates standen 2013 im Endspiel um die Champions League und ein Jahr später im Finale des Confederation Cup und jetzt haben die Sundowns die Champions League gewonnen."

"Südafrika könnte die Klubwettbewerbe auf Jahre hinaus dominieren. Es gibt eine gut organisierte Liga, in der Woche für Woche Spiele auf hohem Niveau stattfinden. Nur die Spiele in den afrikanischen Wettbewerben hat man bislang eher auf die leichte Schulter genommen. In Südafrika muss man begreifen, dass man zu diesem Kontinent gehört. Es ist ein Miteinander, kein Gegeneinander. Wenn sie das akzeptieren in Südafrika, sollte der Rest kein Problem sein."